Ich fände es eine gute Idee, ein Mitmachvolksfest in Wien zu veranstalten. Meinen Wissensstand und wie ich mir das vorstelle schreibe ich in diesem Artikel.
Worum gehts?
Jeder Mensch im Urbanen Raum kann etwas für die Gemeinschaft beitragen, es fehlt die Gelegenheit. Nichts integriert Menschen besser als etwas gemeinsam zu erschaffen: zu planen, vorzubereiten, Anerkennung für den eigenen Beitrag zu bekommen, den Beitrag der Anderen wertzuschätzen. Wie? Feiern wir ein Mit-Mach-Volks-Fest.
Bauen wir Kunstwerke in Werkstätten, proben wir mit der Band, kochen wir was, kaufen wir Bier, treffen wir einander dann und bringen alles integrativ zusammen.
Dazu gibt es Organisations-Prinzipien, die an traditionelle Feste anknüpfen:
- Die Stadt stellt Raum und Infrastruktur zur Verfügung
- Die BürgerInnen machen das Fest
- Alle Beiträge sind unbezahlt
- Kunst & Unterhaltung & Musik & Essen & Trinken wird selbst gebracht
- Aufgeräumt wird selbst
- Willkommen ist jeder, der beiträgt
- Kein Kommerz
Geht das? Ja! Vielerorts weltweit. Einfach weiterlesen….
Die Rahmenbedingungen
Es braucht Rahmenbedingungen, um es den TeilnehmerInnen zu ermöglichen, sich partizipativ einzubringen und ein transformatives Erlebnis zu haben. Für das Mit-Mach-Volks-Fest wären folgende Prinzipien angedacht:
- Die Stadt stellt Raum und Infrastruktur zur Verfügung. Am Beispiel Wien: als Ort wäre ein öffentlicher Ort wie der Rathausplatz, Heldenplatz, ein Veranstaltungsraum wie das F23, oder ein Raum in der Natur wie eine Wiese auf der Donauinsel möglich. Die Stadt stellt Basisinfrastruktur: Strom, Wasser, sanitäre Einrichtungen, Mülltrennung, Sicherheit, Eintrittskontrolle, Erste Hilfe.
- Die BürgerInnen machen das Fest. Die Organisation obliegt allein den TeilnehmerInnen.
- Alle Beiträge sind unbezahlt. Alles wird freiwillig und gratis beigetragen – niemand der Beitragenden wird bezahlt.
- Kunst & Unterhaltung & Musik & Essen & Trinken wird selbst gebracht. Es gibt keine Stände mit Essen, es gibt keine professionellen Künstler die auf der Bühne vom Publikum getrennt werden.
- Aufgeräumt wird selbst. Die Reinigung des Raums liegt in der Verantwortung der TeilnehmerInnen.
- Willkommen ist jeder, der beiträgt. Jede und Jeder kann mitmachen, aber nur selbst Beitragende, die sich vorher anmelden, sind als TeilnehmerInnen zugelassen. Es gibt keine ZuschauerInnen sondern nur gleichberechtigte Beitragende.
- Kein Kommerz. Ausgeschlossen sind Beiträge von politischen Organisationen und organisierten Religionen. Genauso ist Werbung für gewinnorientierte Unternehmen ausgeschlossen. Es darf entsprechend keine Sponsoren geben.
Diese Rahmenbedingungen beruhen auf der Erfahrung erfolgreicher partizipativer, transformativer Events in anderen Städten. Die Umsetzung in Wien kann auf bestehende partizipative Communities aufbauen: lokal der Wiener “Austrian Burners Kunst und Kulturverein” (www.burners.at), das Partycipation Festival (www.partycipation.at), das “Permanent Breakfast” (www.permanentbreakfast.org). Europäische Schwesterorganisationen können zum Wissensaustausch eingeladen werden: “Urban Burn” Stockholm (www.urbanburn.se), Burningman Netherlands (burningman.nl). Die Photos in dieser Idee wurden von diesen Communities genommen.
Permanent Breakfast flickr.com/photos/leobard/138316942/
Warum ein Mit-Mach-Fest?
Ein Mit-mach-fest ist eine Gegen-Alternative zu kommerziell produzierten “Volksfesten” bei denen Professionisten für Kunst, Musik, Bühnenbau und Organisation bezahlt werden. Die Menschen sind überfüttert durch kommerziell produzierte Unterhaltungsprogramme, die konsumiert werden – aber nicht befriedigt. Die etablierte Kunst fragt sich, wie der trennende Graben zwischen Bühne und Publikum überwunden werden kann. Indem das Publikum sich seine Bühne baut und mit eigenen Ideen bespielt. Traditionelle, authentische Volksfeste entstehen aus den freiwilligen Beiträgen des Volkes und erzeugen erst dadurch das integrative Momentum, zu erkennen, dass man selbst Teil des Volkes ist, dass der eigenen Beitrag Teil des Gesamtkunstwerkes wird. Traditionelle Volksfeste funktionieren anders: jede und jeder bringt Essen, Trinken, Zelte, Freunde mit. Alle treffen sich, meist einmal im Jahr, meist an einem vorher vereinbarten Ort, mit einem vereinbarten Thema (Blumenfest, Feuerwehrfest) um gemeinsam zu feiern. Diese Traditionen leben heute in der Alternativkultur weiter – wie etwa in der globalen Burning Man Bewegung: Menschen gründen temporäre utopische Städte und erfahren, wie großartig dies ist.
Weiterführende Artikel
- https://www.artsy.net/article/artsy-editorial-why-i-consider-burning-man-the-greatest-cultural-movement-of-our-time
- https://burningman.org/culture/philosophical-center/10-principles/
- https://www.permanentbreakfast.org/de/francais-les-regles-du-jeu/
- http://www.partycipation.at/support
- http://www.burners.at/
Über
Dies ist eine Einreichung für den Ideenwettbewerb “Urban Transformation – Innovative Ideen für die Stadt der Zukunft!” (https://www.neurovation.net/urban_transformation)
Autor: Leo Sauermann
Datum: 3.9.2017
p.s. Der Autor hat nicht die Kapazität, diese Idee selbst umzusetzen, sondern will durch die Idee Aufmerksamkeit auf das Konzept bringen. Die Umsetzung ist nur durch eine Kooperation der bestehenden Communities möglich.