Abnehmen durch Fasten, Energie aus dem Fettzellen-Akku

Meine Fettzellen sind meine Batterien, sie speichern Energie in Form von Übergewicht. Wenn ich ein paar Tage oder Wochen nichts esse, also faste, verbrenne ich die Energie und nehme ab. Ich beschreibe hier meine eigene Erfahrung damit, etwa war ich dieses Jahr nach 9 Tagen “wenig Essen” 3kg leichter. Eine einfache Tatsache, aber wenn ich auf Google nach “Abnehmen”, “Fasten”, oder “Gewicht verlieren” suche, finde ich nur Werbung. Darum ein Blogpost in dem ich meine Erfahrung aufschreibe.

Ich wiege wieder mal 74kg. Aber das war nicht immer so, ich hab schon mal 68kg gewogen. Wenn ich weniger wiege, fühle ich mich leichter. Sowohl körperlich als auch geistig. Ich bin agiler, wenn ich leichter bin. Bewegungen fühlen sich geschmeidiger an, wenn ich weniger Masse bewegen muss. Es fühlt sich besser an. Wahrscheinlich werde ich auch länger gesund leben wenn ich weniger wiege.

Und ich weiß, wie ich jederzeit zu weniger Gewicht kommen kann. Ich esse einfach sehr sehr wenig, fast nichts, so lange wie ich kann. Daran gibts eigentlich kein Problem, bis auf die Tatsache, dass ich damit erst im Alter von 24 Jahren davon gehört habe, dass man fasten kann. Ich wusste es einfach nicht. Viele meiner Mitmenschen wissen genauso wenig, wie Fasten funktioniert. Es gibt in meinem täglichen Sozialleben keine Rituale und Umgangsformen, wie man “nichts essen” kann und trotzdem mit Freunden Mittag und Abendessen verbringen kann. Also nehm ich mich an der Nase, “be the change you want to see in the world”, und schreibe.

Was ist “Fasten durch wenig essen” für mich

  1. Ich reduziere meine Nahrungszufuhr aufs Minimum, möglichst Null.
  2. Ich nehme möglichst keine Energie in Form von Zucker, Fett, Kohlenhydrate zu mir.
  3. Mein Körper soll das klare Signal bekommen: ich decke jetzt meinen Energiebedarf aus den Depot-Fett-Zellen. Nahrung gibts keine.
  4. Um am Sozialleben teilzunehmen, esse ich bei gemeinsamen Mittagessen oder Abendessen Suppe oder Gemüse. Ich arbeite ganz normal weiter.
  5. Ich meditiere/bete und werde mir meines Körpers bewußt, meiner Handlungen, meines spirituellen Weges mit Jesus.
  6. Ich muss die ersten Tage überwinden um den Körper auf Fettverbrennung umzustimmen, danach ist das Hungergefühl weg.
  7. Das Hungergefühl kommt erfahrungsgemäß erst wieder, wenn ich am unteren Ende der Fettreserven angelangt bin. Dann Esse ich wieder normal.

Wie viel Gewicht verliere ich? Was esse ich?

Ich faste schon seit etwa 2001 immer wieder. Beim letzten Fasten habe ich mitgeschrieben, hier meine Notizen von Februar 2018, was ich gegessen haben und was ich am Tagesende auf die Waage brachte (Leergewicht, ohne Nutzlasten in der Blase):

  • 14.2. zum Fasten angefangen. Essen: in der Früh ein wenig laktosefreie Milch, zu Mittag eine klare Suppe, am Abend eine Kürbiscremesuppe.
    73,9kg.
  • 15.2. nichts gegessen.
  • 16.2. Essen: Abends dünne Nudelsuppe. In der Nacht ein wenig Bauchweh.
    73,5kg.
  • 17.2. Essen: Ein Löffel Ei. Eine gesalzene Mandel. Eine Gemüsesuppe mit Freunden beim Essen gehen in Xu’s.
  • 18.2. Essen: Eine Kiwi. Nachmittags was Süßes weil wir Gäste haben. Abends Salat und eine Avocado mit Kernöl.
    71,2kg.
  • 19.2. Essen: Mittag klare Suppe mit ein paar Maiskörnern. Abends Ramen Nudeln und eine Birne. Heißhunger nach Keksen, aber keine gegessen.
    71.9kg.
  • 20.2. Frühstück: eine Mandarine. Mittag: Gemüsesuppe.
  • 21.2. nichts gegessen.
    70.9kg
  • 22.2. Mittag Suppe mit Gemüse. 1 Keks. 70.5kg morgens gemessen. Am Abend unterbreche ich das Fasten, Ingrid und ich gehen zu einem veganen Wrap in Schillingers Swing Kitchen.
  • 23.3. Mittags Gemüsesuppe, Abends 2 Brote.
    71.8kg
  • 24.3. Morgens Brunch bei Freunden. Fasten unterbrechen.
  • 25.2. Nichts gegessen.
    72.4kg
  • 26.2. Nichts gegessen.
    72.0 kg
  • 27.2. Abends Suppe.
    72.0kg
  • 1.3. Frühstück wenig Milch und Müsli. Mittags Mais&Erbsen. Abend Ei&Apfelstrudel.
    71.3kg
  • 2.3.
    72.0kg

Fazit: dieses mal über 2 Wochen wenig gegessen, und zwischen 74 und 71kg gependelt.

Was spüre und erlebe ich beim Fasten, wie bete/meditiere ich?

Das Hungergefühl ist bei mir meist nach drei Tagen weg. Danach fühle ich mich eher satt. Ich vermute, dass der Körper dann auf Fettverbrennung umgestellt hat und damit zufrieden ist. Essen tue ich dann eher, um am Sozialleben mit Freunden und Arbeitskollegen teilnehme zu können, und aus Gewohnheit. Der Hunger kommt dann wieder, wenn ich weniger Gewicht habe, etwa bei 71kg. Aber ich habe schon von 70kg auf 67kg runter gefastet.

Zwischen meinem Gehirn und Darm besteht eine der dicksten Nervenverbindungen im Körper, soviel weiß ich. Während dem Fasten höre ich auf meinen Bauch. Hungergefühl signalisiert mir Hunger, aber nicht verhungern. Bin ich hungrig, ist mein Blutzucker niedrig. Nach ein paar Stunden wird das Gefühl aber nicht stärker sondern verschwindet. Ich vermute: die Fettreserven-Verbrennung erzeugt bei mir ein Sättigungsgefühl. Dies hält während meiner Diat an, bis die Fettreserven nach einigen Tagen signifikant weniger sind. Vermutlich kommt der Hunger nach ein paar Tagen oder nach ein paar Kilo Gewichtsverlust wieder. Ich lerne definitiv meinen Körper besser kennen.

Die Sinne und Gedanken werden schärfer. Wenn ich nichts esse, bin ich aufmerksamer. Der Geruchssinn ist stärker.

Die Fettzellen bringen mich gut durch den Tag, aber ich bin mir meines reduzierten Energielevels bewusst. Ich setze meine Energie bewusster ein um bestimmte Dinge zu erreichen. Ich verschwende meine Energie nicht. Wenn ich hingegen voll gefressen bin, satt, bin ich eher in Verschwendungsstimmung. Die Sinne sind dann auch nicht so scharf.

Ich denke während dem Fasten auch bewußt über meinen spirituellen Weg nach. Ich folge den Lehren und Beispiel von Jesus. “Der Mensch lebt nicht vom Brot allein sondern von jedem Wort das aus Gottes Mund kommt” ist ein Mantra, dass mir während des Fastens ständig präsent ist. Warum? Über den Tag hinweg denke ich oft ans Essen, etwa zu den üblichen Essenszeiten oder wenn ich Lust auf einen Snack habe. Diesen Gedanken ans Essen will ich aber nicht umsetzen, sondern lenke ihn auf Gott und Jesus um. Ich denke stattdessen: Wie kann ich – statt essen – Jesus nachfolgen? Wie kann ich jetzt und hier das höchste Gebot Jesus’ umsetzen: “Liebe Gott von ganzen Herzen Kraft und Verstand und Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“?

Das Fasten gelernt habe ich in der Vineyard Freikirche

Ich habe Fasten gelernt von Freunden aus der Vineyard Freikirche in Wien. In dieser halten oft Gemeindemitglieder Predigten und geben so spirituelle Erkenntnisse weiter. Durch eine Predigt übers Fasten, etwa im Jahr 2002, habe ich erfahren, wie Fasten funktioniert. Ein paar Freunde aus der Gemeinde haben es damals probiert, ich machte mit, und wir machen es noch immer. Zusätzlich habe ich Aufnahmen von Predigten Erwin Fillafer’s gehört. Ich habe seitenweise Tipps und Bibelstellen zu dem Thema gesammelt.

  • Beim Fasten den normalen Alltag weiter führen. Nichts ins Kloster gehen. Weiter arbeiten. Weiter Freunde treffen. Weiter Essen gehen, aber halt wenig/nix essen.
  • Nicht mit einem Eid ins Fasten reingehen: “Ich werde 10 Tage fasten!” sondern mit einem Wunsch “So lange Gott mich trägt, so lange ich spüre das es passt, so lange faste ich.”
  • Während dem Fasten bewusst beten, Bibel lesen, meditieren.
  • Das Fasten als Training für Geist und Körper sehen. Die Schärfe und Klarheit der Sinne verwenden, um Gott direkter wahrzunehmen.
  • Durch den Verzicht auf Essen übt man Selbstbeherrschung.
  • Das Geld das man beim Essen spart für karitative Zwecke spenden. Indem man selbst nichts isst und Hunger spürt, erfahren was Hunger ist. Erbarmen für Andere aufbauen.
  • Die Einstellung zum Essen überdenken: dankbar sein für jedes Essen, Mißbrauch von Essen als Frustbekämpfung erkennen.
  • Manche empfehlen Abführmittel, ich halte nix davon. Mein Körper kommt ohne besser durch.
  • Langsamer vorangehen. Langsamer. Behutsamer mit sich umgehen.
  • Alles braucht mehr Zeit als gewohnt, man denkt und reagiert langsamer.
  • Man ist empfindsamer, also auch schutzloser.
  • Abrupter Kaffee- oder Schwaztee-entzug kann Unbehagen auslösen. Langsam und im voraus entwöhnen.
  • Ein paar Tage vor dem Fasten sollte man kein Fleisch, Fett, Schokolade essen. Am Tag vor dem Fasten sollte man weniger Essen, um den Körper vorzubereiten. Bunkern von Nahrung ist nicht hilfreich und erschwert den Einstieg.
  • Während des Fastens empfiehlt es sich (besonders im Winter) wärmere Kleidung anzuziehen. Vor allem Hände und Füße werden leicht kalt und man hat weniger Energie zum aufwärmen des Körpers.
  • Viel Trinken.
  • Bewegung – etwa ein Spaziergang – bringt den Kreislauf wieder in Schwung.
  • Nach dem Fasten sollte man behutsam beginnen zu Essen. Leichte und gesunde Nahrung: Vollkornreis, gekochtes Gemüse, Fruchtsaft, Knabbergebäck/Leinsamen, Apfel, Joghurt, Honig. Davon jeweils aber nur kleine Portionen und mit 3 Stunden Pausen dazwischen. 2-3 Tage lang langsam angehen lassen. Erstmal kein Fett, keine Schokolade.
  • 3 Tage Fasten ist die erste große Hürde, die man aber selber überwinden kann.
  • 11 Tage ist die nächste Hürde, da sollte man wissen, was man tut bzw. mit Arzt absprechen

Wer oder wann sollte man nicht fasten:

  • Geschwächt durch Krankheit oder Operation, nach Blutverlusten
  • Wer überfordert und nervlich instabil ist
  • Stillende und schwangere Frauen
  • Wer unter Bulimie leidet
  • Wer sich bereits in medizinischer Behandlung befindet oder Medikamente einnehmen muss, muss Fasten mit dem Arzt absprechen
  • Kinder nicht.
  • Falls in den Fettzellen Giftstoffe gespeichert sind, setzt Fasten diese wieder in den Blutkreislauf frei. Also wenn man schon angeschlagen ist, nicht fasten.

Zusätzlich haben wir in der Freikirche Bibelstellen und geistige Aspekte des Fastens erarbeitet, da habe ich von anderen viele Seiten mit Unterlagen bekommen, die ich auch in der Vergangenheit immer wieder verwendet habe. Vielleicht blogge ich die auch mal, wen es wen interessiert. Bitte melde dich.

Typische Fragen die ich höre oder die mich beschäftigen

Warum spricht niemand über “nichts essen” als Diät?

Die Fettzellen sind dazu da, Energie zu speichern, wie ein Akku im Handy. Die einfachste Methode, den Akku mal zu entladen, ist den Stecker rauszuziehen, also keine Energie von außen aufzunehmen.

Warum finde ich nix zu “nichts essen” wenn ich nach “fasten” google? Warum spricht niemand über das Thema? Ich glaube, es sprechen einfach viel mehr Menschen über Produkte und Dienstleistungen, die sie verkaufen können. Man findet massig Infos zu: Nahrunszusatzmittel, Kuren in Klöstern, Abführmittel, bestimmte Fasten-Methodiken, Bücher, etc. Alles was sich verkaufen lässt.

Wäre Sport nicht besser?

Normaler Sport (also nicht dass, was Hochleistungssportler wie Radfahrer auf der Tour-De-France machen) verbraucht nur einen verschwindend kleinen Anteil an Energie. Das Hirn verbrät viel mehr. Siehe dieser Arikel aus dem profil.at.

Nimmt man dank Jojo nicht nachher wieder zu?

Ja, nachher nehme ich wieder zu. Ich wieger wieder 74kg. Aber ich weiß: ich kann und werde wieder nichts essen und wieder abnehmen. Im Alltag bringt mir die Selbstbeherrschung auch was, kontrollierter zu essen.

Warum fasten so wenige Leute über mehrere Tage hinweg?

Ich bin ein Homo Sapiens. Meine Vorfahren wurden evolutionär als Jäger und Sammler geformt und vor etwa 100.000 Jahren hat sich mein genetisches Profil definiert. Soweit ich weiß, sind wir es gewohnt, ein paar Wochen viel zu essen und Gewicht aufzubauen und dann eine Woche durch die Steppe zu wandern um wieder was zu fressen zu finden.

Als Teil von Religionen ist Fasten seit tausenden Jahren Tradition. Ich glaube, das Fasten eine super Erfahrung ist – körperlich als auch spirituell.

Was fehlt, ist eine Alltagskultur in der Menschen nix essen.

Eine Woche nix Essen – brauchts da nicht medizinische Aufsicht?

Für mich geht das Fasten ohne medizinische Aufsicht, ich gehe nicht ins Extreme.

In den Freikirchen hörte ich von Leuten, die länger fasten (3-4 Wochen). Die reden dann mit Ärzten über den Vorgang. Da hörte ich Sätze wie “nach 3 Wochen haben wir dann schon etwas Salz und XY gegessen, das fehlte einfach im Körper”. Das ist aber ein extrem für mich.

Ich will niemanden durch meinen Blogpost motivieren, sich selbst Schaden zuzufügen, indem man meinem Beispiel folgt. Darum: ich bin kein Mediziner, ich berichte hier nur möglichst wahrheitsgetreu meine eigene Erfahrung. Du musst selber entscheiden, was du tust und bist selbst dafür verantwortlich.

Weiterführende Links

p.s. Gedankenspiel: Wie lange könnte ich ohne Essen durchhalten?

Eine gute Frage. Ich betrachte das mal im Vergleich zu anderen Stoffen, die ich brauche:

Ich brauche für meinen Stoffwechsel Sauerstoff. Wenn ich 5 Minuten nicht atme und keinen Sauerstoff bekomme, bin ich ziemlich tot.

Mein Körper besteht – ich schätze – zu 60% aus Wasser und mein Stoffwechsel braucht Wasser für alle möglichen Körperfunktionen (Schwitzen, Pinkeln, Nährstofftransport im Blut, …). Wenn ich 3 Tage kein Wasser zu mir nehme, bin ich ziemlich tot.

Ich brauche also primär Wasser und Sauerstoff. Mein Körper enthält – ich schätze – bei 74kg Gewicht etwa 25% Depotfett, also 18kg Fett. Davon würde ich aber nicht alles verbrennen. Seit dem ich erwachsen bin, beobachte ich: bei 74kg hab ich schon “ein kleines Baucherl”. Bei 67kg bin ich schlank. Am Ende eines Fastens in 2014 habe ich mal 67 kg gewogen. Also kann ich locker 7kg Fett verbrennen. Meine Messung von 2018 zeigt mir, dass ich bei mäßiger Nahrung etwa 300g pro Tag verbrenne. Also vermute ich, ich würde mit 7kg Depotfett vielleicht 23 Tage ohne fester Nahrung auskommen. Und ich vermute: ohne geringste gesundheitliche Schäden.

Eine andere Überlegung: Stelle ich mir vor, ich würde jeden Tag 500 Gramm Schweinsstelze essen, und ich hätte 11kg Fett zu verbrennen, könnte ich davon wohl 22 Tage Leben. Nun ist das Depotfett aber bereits verdaut und hat den ganzen energieintensiven Verdauungs- und Einlagerungsprozess bereits durchgemacht. Es liegt bereits abrufbereit in den Fettzellen. Insofern ist Depotfett in meinem Körper sicher um einiges “wertvoller” als Fett oder Zucker, den ich über die Nahrung zu mir nehme.

Beide Milchmädchenrechnungen zeigen mir: es müsste 20 Tage lang gehen. Menschen haben aber auch schon viel länger nur mit mangelhafter Ernährung überlebt.